Mittwoch, 20. Februar 2013

Interior Details












And then I thought...I don't give a shit about what boring people think





"Um seinen Traum zu verwirklichen, braucht man einen festen Willen und gleichzeitig die Fähigkeit, sich hinzugeben."(Paulo Coelho)

Ich bin das Opfer eines Trickbetrügers geworden. Das Kuriose an der Geschichte ist: Der Trickbetrüger ist ein Teil von mir. Viel eher handelt es sich um eine Trickbetrügerin. Sie nennt sich „irreführendes Gefühl“. Ich habe ihr einen Namen verpasst: Charlie. Wieso? Weil ich mir als fünfjährige gewünscht habe Charlie zu heißen. Weil ich damals dachte, dass ein Mädchen mit diesem Namen alles kann. Und ich wollte alles können. Wenn ich Charlie war, erlebte ich alles, was die kindliche Fantasie hergibt, ich war ein Held, hatte keine Ängste, war frei. Charlie und ich überlegten uns die wildesten Abenteuer. Ich war eine Bienenbeschwörerin, hatte keine Angst gestochen zu werden. Zusammen erschufen wir eine neue Geschichte. In dieser wurde ich von einem Wanderzirkus entführt und lebte fortan überall und nirgends auf dieser Welt. Ja, Charlie und ich, wir waren richtige Helden.

Und irgendwann, da war ich nicht mehr fünf. Und Charlie war noch da. Sie trickste mich aus wo sie nur konnte. Die graue Realität verschwand, sobald sie erschien und machte platz für bunte Farben und Wolken aus Marshmallows. Wenn ich grundlos Ärger bekam, dann zeigte mir Charlie wie man sich verteidigt. Das „irreführende Gefühl“ zeigt mir eine Welt in der ich klar und deutlich mitteilte was mich stört. Selbstbewusst und mit fester Stimme. In meinem Kopf da erschuf Charlie eine Scheinwelt. Sie verwandelte mich in Pippi Langstrumpf- Die junge Erwachsenen Version. In dieser Scheinwelt habe ich aber keine roten Haare so wie Pippi. Meine Haare sind dunkelbraun und in der von Charlie erschaffenen Scheinwelt, da habe ich das verschmitze Lächeln von Audrey Tautou in „ Die fabelhafte Welt der Amelie“ auf den Lippen, nur dass meine Haare lang sind und nicht so kurz wie die von der wunderbaren Amelie. So lang wie die von Rapunzel, aber eben nicht blond. Charlie schickt mich auf Reisen mit dem Drachen Fuchur aus „Die unendliche Geschichte“. Wir fliegen nicht zum Palast der kindlichen Kaiserin, sondern ins Nimmerland um Peter Pan zu besuchen. Dort hause ich in der gemütlichen Wohnung von Amelie. Aber schaut man genauer hin, ist es von außen die Villa Kunterbunt. Draußen da sitzt nicht der Herr Nilson. Da sitzen lauter Katzen wie aus dem Buch „Katzenwinter“. Meine Villa Kunterbunt befindet sich dort, wo sich eigentlich Hagrids Haus befindet. Einige Meter von Hogwarts entfernt. Nur kommen nicht Harry und Hermine zu Besuch, sonder Mio und YumYum aus „Mio mein Mio“. Yumyum spielt auf seiner Panflöte und ich wiege mich im Takt der leisen Töne, fast wie in Trance. Ich habe keine Drogen zu mir genommen, aber nun ich befinde ich mich in den 60ern. Ich bin auf dem Woodstock Festival. Mit Blumen im Haar und der Sonne im Rücken jubel ich Jimmy Hendrix zu, freue mich so unendlich hier zu sein. Ich kann sogar mit Tieren sprechen. Bernard und Bianca bitten mich um Hilfe und schon gehöre ich zu dem Team der Mäusepolizei. Wir treffen auch die fünf Freunde und zusammen lösen wir ein Rätsel nach dem anderen, geraten in unzählige Abenteuer und...

Diese Geschichte ist unendlich genauso unendlich wie die der unendlichen Geschichte. Charlie ist eine Geschichtenerzählerin. Sie trickst mich aus, weil sie die Realität mit ihren Märchen verschleiert. Weil sie findet, dass einige Stunden Realität am Tag reichen. Sie kann nicht anders. Sie ist eine Trickbetrügerin. Ein irreführendes Gefühl. Ein defektes Gen, welches mir nicht erlaubt erwachsen zu werden. Sie ist überemotional und sensibel und sollte sie eines Tages nicht mehr da sein, dann gibt es Nimmerland tatsächlich nicht, dann ist auch die von mir über alles geliebte rosarote Sonnenbrille verschwunden. Und ich mit ihr.

Dienstag, 12. Februar 2013

The heart knows something that we don't know...




Als Griechin, die in Deutschland aufgewachsen ist, jedoch einige Zeit ihres Lebens auch in Griechenland verbracht hat, war die Identitätsfrage immer ein großes Thema. Denn irgendwie habe ich mich nirgendwo richtig zuhause gefühlt. Oft bin ich verreist, in andere Länder, habe woanders gelebt, überall habe ich mich wohl gefühlt, aber das Gefühl von Heimat war nie so richtig da.
Bis ich nach Berlin kam. Eine Stadt, die widersprüchlicher nicht sein kann, die eigentlich gar nicht meinem Geschmack entspricht. Als kleine Romantikerin hatte ich schon immer ein Faible für Details. Verträumte verschlafene Städte haben mich seit jeher fasziniert. Ob Paris mit den kleinen Cafés und den süßen Gassen oder London mit seinem Harry Potter Charme und der wundervollen gotisch angehauchten Architektur – dies alles finde ich bezaubernd. Anders als in Berlin, wo oftmals Plattenbauten dominieren, je nachdem, in welchem Stadtteil man sich befindet und wo im Allgemeinen ein rauer Tonfall herrscht. Aber was mir als erstes auffiel, als ich vor zehn Jahren das erste Mal nach Berlin kam, war diese Vielseitigkeit. Jeder Stadtteil in Berlin verkörpert seine eigene kleine Stadt. Kreuzberg erinnert mich im Sommer an Thessaloniki, Friedrichshain hat was von New York in den 80ern wie mein Onkel immer sagt, der Prenzlauer Berg hat was sehr Einladendes und Optimistisches und wenn man sich in den Randbezirken wie Dahlem oder Lichterfelde befindet, hat man das Gefühl, in einem eigenen kleinen Dorf zu sein, fernab von Berlin.
Jeder dieser Stadtteile hat auch seinen eigenen Geruch. Wenn man in den frühen Morgenstunden nach einer durchfeierten Nacht auf dem Weg nach Hause durch Neukölln läuft, begegnen einem teils schöne und teils weniger schöne Gerüche. Der Markt, der am frühen Morgen seine Stände aufbaut und Obst und Gewürze auslädt, riecht einfach herrlich. Ein paar Meter weiter riecht es allerdings wieder nach Hundekot, denn als extrem hundefreundliche Stadt haben leider viel zu viele Herrchen noch nicht begriffen, dass sie die kleinen braunen Pakete ihrer Lieblinge entsorgen sollten. Die Fahrt mit dem Bus an so einem Morgen ist nicht der Rede wert. Schnapsleichen, noch stark alkoholisierte Partyfreunde und andere fragwürdige Gestalten verströmen einen eher weniger angenehmen Duft. Aber der Bäcker nebenan mit den frischgebackenen Brötchen versöhnt mich meistens wieder.
Als ich irgendwann vor einigen Jahren beschloss, endgültig nach Berlin zu ziehen, war ich mir noch nicht ganz sicher, ob das die richtige Entscheidung war. Zu Beginn fuhr ich noch relativ oft zu meinen Eltern nach NRW, wenn mal ein verlängertes Wochenende anstand. Und da merkte ich das erste Mal, dass ich Berlin vermisse, wenn ich woanders bin. Dass es mir ein mulmiges Gefühl bereitet, wenn ich die Stadtgrenze verlasse und mein Bauch kribbelt, wenn ich auf dem Weg zurück den Fernsehturm von weitem erblicke. An diesen einen speziellen Tag als mir das klar wurde, kehrte ich gerade nach Berlin zurück. Es war der erste Mai. Ich stieg am Görlitzer Bahnhof aus. Das Wetter war herrlich und ich beschloss mir das Fest in Kreuzberg anzuschauen. Der Duft war überwältigend. Es roch überall nach Essen, nach Wärme, nach Freude – nach Zuhause!

Sonntag, 10. Februar 2013

"Lucky Number Slevin". Hello Schlomo...




Anlässlich der CLLCT Bloggerparade konnte ich einige Punkte, die ich an meinem Baby liebe, niederschreiben. Sie heißt Schlomo und ist sieben Monate alt, mein Herzchen und die wundervollste Katze der Welt!

Fünf Dinge, die ich an dir liebe...

Dein Name

Wieso Schlomo? Weil ich außergewöhnliche Namen liebe. Weil du für mich wie eine Schlomo aussiehst. Weil ich den Film „Lucky Number Slevin“ ganz wundervoll finde und der Rabbi Schlomo heißt. Weil du wahrscheinlich die einzige Katze auf dieser Welt bist, die einen männlichen, jüdischen Namen trägt und dich das noch zauberhafter  macht, als du bereits schon bist.

Deine Faszination für Wasser

Jeden Morgen stehst du mit mir auf. Du tappst hinter mir her mit ins Bad und bist schon ganz furchtbar aufgeregt. Weil du weißt, dass ich den Wasserhahn gleich anmache. Dann stehst du da am Rand des Waschbeckens, total aufgeregt, und beobachtest wie das Wasser aus dem Hahn tröpfelt. Manchmal, da traust du dich dein Pfötchen in die übriggebliebene Wasserpfütze auszustrecken. Aber nur ganz kurz.

Meine kleine Flederkatze

Manchmal, da spitzt du die Ohren. Das ist so süß. Deine Augen weiten sich dann und du bist völlig konzentriert. Diese gespitzten Ohren – hach herrlich. Wie eine kleine Fledermaus. Eine Flederkatze halt.

Mäuse überall

Überall in der Wohnung fliegen kleine Plüschmäuse rum. Und du liebst sie. Abends spielen wir dann „Bring das Mäuschen“. Wie ein kleiner Hund bringst du mir die kleinen Plüschviecher und wartest dann ganz aufgeregt bis ich sie wieder durch die Wohnung schmeiße, nur damit du sie mir wiederbringst.

Schnürsenkelliebe

Ach ja, wie oft versuche ich mir meine Schnürstiefel anzuziehen und wie oft hinderst du mich daran. Weil du denkst, die Schnürsenkel sind zum spielen da. Und während ich versuche eine Schleife zu machen, attackierst du meinen Schuh, so lange, bis du den Schnürsenkel zu fassen bekommst. Am Ende lass ich dich einfach weiterspielen und entscheide mich für Schuhe ohne Schnürsenkel. <3










Freitag, 8. Februar 2013

Is Home the Place where we run to, or is it the Place we run from?




Mich packt das Fernweh. Ein häufiger Gast in meiner Gefühlswelt. Erst flüstert es mir nur zu. Leise und kaum verständlich. Aber ich spüre das Kribbeln in meinem Inneren. Ich möchte los, alles stehen und liegen lassen. Alles was ich mir aufgebaut habe. Job, Wohnung, Katze, Freund. Will ich das wirklich? Ich glaube das Gefühl Fernweh ist ein Schmeichler, ein charmanter Trickbetrüger. Möchte mich locken und dann verspotten. Weil die Realität immer anders aussieht. Das Fernweh zeigt uns eine Welt die es so nicht gibt. Diese verträumte Welt. Eine die uns atemberaubende Abenteuer verspricht. Das Fernweh ist ein Zauberer der Illusionen. Einmal da hat es mich verführt. Damals hat es mir gefallen. Heute finde ich die Entscheidung von damals richtig. Aber heute bin ich älter, vorsichtiger und kann kein ganzes Leben wegschmeißen um ein neues zu beginnen. Deswegen habe ich dem Fernweh Lebewohl gesagt. Und seinem Bruder dem Pragmatiker Einzug gewährt. Mit ihm kann ich verreisen ohne das Gefühl zu bekommen alles dafür aufgeben zu müssen. Ich verreise und komme zurück in die Realität. Träume und wache wieder auf. Damals war London meine Zuflucht. Heute bin ich einfach nur Gast. Und auch das ist ein sehr schönes Gefühl.

Donnerstag, 7. Februar 2013

Der kleine Schreibling





Ich glaube daran, dass ein Mensch platzen kann. Ja, wirklich. Und zwar nicht nur metaphorisch. Ich rede hier von der tatsächlichen Bedeutung. Platzen vor Neugier, vor Ungeduld und platzen weil zu viele Gedanken das Universum seines Gehirns bevölkern. Diese Gedanken haben bei mir eine menschliche Form. Sie sind kleine Arbeitstiere die in meinem Kopf rumlungern und darauf warten Unheil anzurichten. Nicht alle, einige versuchen Ordnung in das Chaos zu schaffen. Aber mein ordentlichster Gedanke ist immer noch chaotischer als der Messinachbar von Nebenan. Ein Männchen nennt sich Verdrängung. Den habe ich besonders gerne. Er verschafft mir phasenweise Ruhe und sperrt einfach alle möglichen Gedanken in eine große Truhe, ganz hinten in meinem Gehirn irgendwo da wo sich der Hipotalamus und das Großhirn reffen. Leider sind Truhen keine Zauberhüte so wie diese die die Magier für ihre Zaubertricks benutzen. Diese Hüte aus denen Hasen und Tauben rausgezogen werden. Ach kleiner Hut wieso hast du so viel Platz?
Einer dieser Gedanken hat es geschafft das Chaos zumindest ansatzweise zu überlisten. Leider kommt er nicht ganz hinterher, denn die Liste ist lang und täglich schleichen sich neue Gedanken hinzu. Aber er ist tapfer und arbeitet das Chaos ab. Tag für Tag. Er nennt sich der kleine Schreibling, ist fleißig und kreativ und macht aus Problemen Worte. Die Worte bekämpfen die Verdrängung, lassen die Truhe nicht überlaufen. Sein Instrument ist ein kleiner Füller mit nie enden-wollender Tinte. Solange mein Gehirn arbeitet, arbeitet auch der kleine Schreibling und stellt sicher, dass meine Gedanken mich nicht in die Irre führen. Dass ich nicht eines Tages inmitten einer Menschenmenge wortwörtlich platze.